Felix Beukemann stand gestern an dieser Stelle im Fokus mit GO SLOW! (Logis) seinem ersten Spiel auf der Empfehlungsliste für das Kinderspiel des Jahres. 2020 hat er mit IGELFREUNDE noch ein zweites Spiel bei Haba unterbringen können. Das ist bisher sein Hausverlag gewesen, der schon seit 21 Jahren immer einmal wieder Spiele von ihm veröffentlicht hat.
Beukemann hat ein Faible für 3D-Elemente im Kinderspiel, das spürt man an den Hochbeeten für die Schnecken bei Logis, die eigentlich unnötig sind, das Spiel aber viel attraktiver machen. In TSCHU-TSCHU, KLEINE EISENBAHN (Haba, 2018) arbeitet der Autor mit tiefergelegten Bahnstrecken und einer kleinen Papplokomotive. Die IGELFREUNDE erheben sich ebenfalls dreidimensional über der Tischebene. Die vier kleinen Igel sollten die Eltern erst vorsichtig zusammenbauen, da die Pappscharniere leicht knicken.
Ohne 3D-Igel würde Beukemanns Spiel nicht funktionieren, sollen doch die Stacheltiere das richtige Laub aufspießen. Unsere kleinen Igel nehmen nicht alles, was ihnen vor die Stacheln kommt, sie sind schon modebewusst und orientieren sich bei den Färbungen der Blattspitzen an der Farbe ihrer Sonnenbrille.
Einerseits sind die IGELFREUNDE ein einfaches Würfelspiel für zwei bis vier Kinder ab drei Jahren, andererseits hat Beukemann seiner Spielkonstruktion eine pfiffige Prise MEMO verpasst. 30 herbstlich gefärbte ovale Blätter mit unterschiedlichen Blattspitzen, die mit den vier Sonnenbrillenfarben der Igel korrelieren. liegen nicht auf dem Waldboden aus, auf dem die Igel ihre Blätterwanderung machen, sondern stecken in einem kleinem samtigen Laubbeutel. Zu den Igeln kommen sie durch Wurfergebnisse eines Spezialwürfels. Dieser zeigt ein oder zwei Blätter und außerdem den Herbstwind. Ungesehen wird das Blattwerk aus dem Laubbeutel gezogen. Ist die eigene Brillenfarbe dabei, steckt das Kind das Blatt so in Igelschlitze, dass diese Farbe nach oben zeigt. Falls das nicht der Fall ist, muss das Blatt an einen der anderen Besitzer verschenkt werden, dass kann auch ein neutraler mitspielender Igel sein, wenn nicht vier Kinder am Tisch sitzen. Bläst der Wind, kommt die MEMO-Komponente zum Tragen. Dann darf nämlich ein Blatt aus einem anderen Igel gezogen werden, in der Hoffnung, dass sich hier am anderen Ende die eigene Farbe befindet.
Der Wind bringt die notwendige frische Brise in Beukemanns Idee, die aus den IGELFREUNDEn ein gutes Spiel macht. Er fordert die genaue Beobachtung des Spielverlaufs, damit interessiert sich jeder für jedes Blatt und prägt sich ein, wenn eins mit eigener Farbspitze in einem fremden Igel verschwindet. Das werden Dreijährige, für die Haba das Spiel ausweist, nur in Ansätzen wahrnehmen können, aber Beukemanns Idee trainiert. Zudem haben alle viel Spaß an den witzigen Igeln mit den großen Sonnenbrillen.
Diese Spielidee von Beukemann hätte der Juryliste ebenfalls gut angestanden, zumal die Altersgruppe ab drei Jahren in der diesjährigen Auswahl wieder einmal nicht Berücksichtigung fand.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: IGELFREUNDE
Autor: Felix Beukemann
Grafik/Design: Anna-Lena Kühle
Verlag: Haba
Alter: ab 4 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: ca. 10 Minuten
Preis: ca. 15 Euro
Spiel 35/2020
ZUM AUTOR:
SCHNUFFEL, das erste Spiel des Gießener Autors Felix Beukemann erschien 1999 bei Haba. Dann musste er sieben Jahre bis zur nächsten Veröffentlichung warten, 2006 folgte WAS ZÄHLT? (Haba). Das Bild von Beukemann stammt aus dieser Zeit, aus dem Jahre 2007 vom Spielautoren-Treffen in Göttingen.
Seit 2018 verstetigen sich die Veröffentlichungsrhythmen mit TSCHU-TSCHU, KLEINE EISENBAHN (Haba,2018), LUCKY LANGHALS (Haba, 2019) und den beiden heute und gestern beschriebenen Spielen aus dem Jahre 2020.