Dienstag, 19. Mai 2020
BLUE LAGOON
Film-Assoziationen mit Brooke Shields und Christopher Atkins sind unangebracht. Knizia steht weniger auf Weichzeichnererotik mit puritanischen Untertönen. Urlaubssehnsüchte zu Regionen, die CORONA 2020 unerreichbar machen. spielen eher eine Rolle. In diesen Zeiten zumindest polynesische Inselarchipele auf dem heimischen Spieltisch entdecken zu dürfen, das hat was, zumal dann, wenn Meister Knizia reizvolle Komponenten aus seiner Erfinderkiste spendiert und Blue Orange das Ganze materialmäßig traumhaft umsetzt.
Acht Paradiesinseln liegen in tiefblauer Südsee überzogen mit einem Hexraster unberührt vor uns. Zur Spielvorbereitung werden 24 Rohstoffe von der Kokosnuss, über Bambus, Wasser und Edelsteine in heiligen Steinkreisen zufällig verteilt, damit diese Plätze ihren Namen auch zurecht verdienen kommen noch acht Statuen dazu, alles wertig aus Holz. Das Material der Spieler ist papporientiert, was ebenfalls Sinn macht, da die 30 Plättchen als Boote oder Siedler wendeseitig genutzt werden. Dafür bietet Blue Orange den Siedlern aber noch eindrucksvolle Behausungen aus Holz mit eingeschnitzter Türöffnung, das ist vorzeigbar.
Knizias Entdeckung und Besiedlung der Inselwelt läuft in zwei Phasen mit identischen Wertungen ab. Den Wertungsblock sollten alle vor Augen haben, denn das topologische Blue Lagoon enthält Verbindungskomponenten, Mehrheitsentscheidungen und Ressourcensammlungen. Wer auf allen Inseln vertreten ist, kann daher 20 Punkte gewinnen, für Verbindungen von Inseln gibt es jeweils fünf Punkte. Die Mehrheiten auf Inseln werden je nach Größe mit sechs bis zehn Siegpunkten belohnt. Schließlich bringen die Sammlungen von Rohstoffen noch Gewinnpunkte und die Statuetten.
Abwechselnd legen die Spieler ihre Pappchips als Schiff zur Verbindung der Inselwelten oder als Entdecker auf den Inseln ab. Die Siedler müssen stets angrenzend gelegt werden, die Boote dürfen die Spieler frei zwischen den Inseln platzieren. Dabei sammeln die Polynesier die Rohstoffe oder Statuen von den Steinkreisen mit ein und achten auf alle anderen Wertungskomponenten. Zusätzlich werden Hütten auf den Inseln erbaut.
Sobald alle Rohstoffe eingesammelt wurden oder alle Spieler ihre Siedler und Hütten platziert haben, endet die erste Runde mit der Wertung. Für den Einstieg kann man es dabei bewenden lassen, um ein Gefühl für die Zusammenhinge zu bekommen. Im eigentlichen Spiel folgt dann aber noch eine Siedlungsphase, die aber ähnlich der Entdeckung abläuft. Bis auf die Hütten werden alle Plättchen und Rohstoffe vom Spielplan genommen und nach Zufallsprinzip neu verteilt. Dafür spendiert der Verlag ein kleines Stoffsäckchen. Die Startpunkte stellen nun die Holzhütten dar, deshalb sollte man diese vorher nie auf den Steinkreisen errichten, denn diese werden für die Neubestückung leergeräumt. Nicht eingesetzte Hütten kommen aus dem Spiel. Freies Setzen von Booten auf Meeresfeldern ist nun nicht mehr erlaubt, alles läuft nur über vorhandene Verbindungen. Daher sollten alle auch ihre fünf Hütten auf den Inseln haben. Das sind aber auch die einzigen Unterschiede, das Spiel endet wie in der ersten Phase und die zweite Wertung erfolgt am Ende exakt so wie die erste. Wer addiert aus beiden Runden die höchste Punktzahl bekommt, gewinnt BLUE LAGOON nach etwa 30 bis 45 Minuten.
Das Arrangement Knizias ist letztlich abstrakt, was die Kettenbildung angeht, erinnert BLUE LAGOON ein bisschen an Knizias DURCH DIE WÜSTE. Das Gegeneinander ist wie in dem Spiel von 1998 knallhart. Ständig wird gekämpft, um Mehrheiten auf den Inseln, um das Erreichen bestimmter Ressourcen, um das Abriegeln von Inselzonen, damit Gegner nicht auf allen Inseln vertreten sind. Wer zu offen seine Pläne erkennen lässt, wird ein schnelles Opfer für seine Gegenspieler. BLUE LAGOON ist daher auch ein taktisches Abtasten, langsames Vorpreschen und gutes Vorbereiten der zweiten Phase, das sicherstellt, dass man auch wirklich beispielsweise die 20 Inselpunkte wiedererhält. Dafür sollte man schon die Hütten auf Inseln bauen, die an nur drei Inseln angrenzen, die drei restlichen Eilande lassen sich dann leichter erreichen. Wenn es dann noch gelingt einen Vierersatz von einer Ressource zu bekommen, was ebenso viele Gewinnpunkte einbringt, dann ist das schon einmal die halbe Miete, weil Inselmehrheiten und Verbindungspunkte fast en passant abfallen. Trotzdem sollte man auch diese Punkte im Blick behalten, da über die Inseln immerhin 62 Punkte zu gewinnen sind.
Neben der Spielkonstruktion überzeugt einmal mehr die Gestaltung durch Blue Orange. Tomasz Larek lässt Urlaubsstimmung aufkommen, Inlay und Holzmaterial gefallen, wobei allerdings die Holztoken für die Ressourcen nicht unbedingt schnell zugeordnet werden können. Rosafarbene Kokosnüsse erinnern schon arg an die Bonbonfarben der Knizia-Kamele bei Kosmos 1998.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: BLUE LAGOON
Autor: Reiner Knizia
Grafik/Design: Tomek Larek
Verlag: Asmodee/ Blue Orange
Alter: ab 8 Jahren
Spielerzahl: 2 - 4
Spielzeit: 30 - 45 Minuten
Preis: ca. 30 Euro
Spiel 33/2020
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