Unsere französischen Nachbarn sind in Hinblick auf die Spielepreise des Jahres stets die Ersten. Ende Februar sind während des internationalen Spiele Festivals in Cannes die Preise für den As d’Or in drei Kategorien vergeben worden. Spiel des Jahres in Frankreich wurde das bei uns nominierte Warsch-Spiel THE MIND. DETECTIVE von Ignacy Trzewiczek gewann den Expertenspiel-Preis und Marie und Wilfried Fort waren die Gewinner beim Kinderspiel. Ihr MR. WOLF von Blue Orange machte das Rennen gegen KRASSE KACKE, DAS FARBMONSTER und ZOMBIE KIDZ.
Das französische Pärchen Wilfried und Marie Fort ist im Augenblick noch mit dem magnetischen Laufspiel SCHNECK-DI-WUPP (Haba) im Rennen um deutsche Auszeichnungen. In MR. WOLF arbeiten sie hauptsächlich mit der Gedächtnisleistung von Kindern, die im Team versuchen den Wolf zu besiegen.
Der ist in Rotkäppchen-Manier im Wald unterwegs und schleicht sich über einen Steinweg an die Wiese von Bauer Wilfried an. Der hat aber kluge Tiere, besonders die drei Neffen von Shaun sind pfiffig und haben MR. WOLF zwischen den Büschen im Wald entdeckt. Jetzt heißt es, die Beine in die Hand nehmen und ab in die vier Ställe von Wilfried.
28 verdeckte Tierchips liegen auf der Wiese aus, jedes der acht Bauernhoftiere ist dreimal vertreten, aber auch vier Wolfchips haben sich unter die Herde gemischt. Auf jeden der Ställe kommt eine Bildkarte mit zwei Tieren in der einfachen Variante und mit drei Tieren für geübte MR. WOLF-Spieler. Exakt die acht oder zwölf Tiere müssen am Ende in den Ställen untergebracht sein. Das ist anfangs ganz einfach: Ein Plättchen wird aufgedeckt und in den passenden Stall gesteckt. Danach müssen die Kinder sich aber merken, dass sie den Neffen von Shaun schon in Sicherheit gebracht haben. Wird ein zweites Schaf aufgedeckt, für das es keinen weiteren Stall gibt, dann kommt dieses Tier nur hinter den Wiesenzaun. Wird ein Wolfchip aufgedeckt, wandert seine Spielfigur über den Steinweg in Richtung Weide. Erreicht er die Tiere, bevor alle im Stall sind, hat die Kindergruppe verloren. Das gilt ebenfalls für den Fall, dass sich zu viele Tiere in den Ställen befinden. Interessant ist außerdem, dass die Kinder selbst entscheiden, wann sie das Spiel beenden. Sie müssen sich also sicher sein, dass alle Ställe korrekt besetzt sind.
Wer meint, die Zweiervariante sei zu einfach, der sollte an die Zielgruppe denken. MR. WOLF kann schon von Vierjährigen mit viel Spannung gespielt werden. Für ältere Kinder ist die Variante mit drei Tieren eine gesteigerte Herausforderung. Da tauchen dann teilweise alle drei Tiere verteilt auf zwei oder sogar drei Ställe auf, was es deutlich schwerer macht, in Erinnerung zu behalten, wo man denn nun vorher schon ein Schwein untergebracht hat.
MR. WOLF ist eine anspruchsvolle und durchaus neuartige MEMO-Variante, bei der es viel zu behalten gilt. Einmal ist es die genaue Bestückung der Ställe, dann müssen sich die Kinder aber auch die Position der vier Wölfe einprägen, damit MR. WOLF der Wiese nicht zu nahe kommt. Diese MEMO-Idee überzeugt und ist nach SCHNECK-DI-WUPP ein weiteres gutes Spiel der Forts. Die Zielgruppe ist begeistert, zu kritisieren gibt es wenig. Eine Kritik kam aus meiner Testgruppe von Vorschulkindern, die fanden es nicht nachvollziehbar, dass nicht alle Tiere gerettet werden. „Da sind doch noch sechs auf der Wiese und der Wolf steht ein Feld vor dem Gatter!“ Es spricht nichts dagegen, alle Tiere von der Wiese zu holen, dann wächst aber das Risiko, dass die Wolfplättchen häufiger aufgedeckt werden. Neben dieser inhaltlichen Kritik fällt die Schummelanfälligkeit der Ställe auf. Die Tiere werden wie in einer Sparbüchse in einen Schlitz geschoben. Dieser lässt einen Blick in das Innere zu, sodass zumindest das oben liegende Tier erkannt werden kann. Da muss man an die Fairness der Kinder appellieren, doch bitte nicht zu schummeln.
Wertung: Gerne morgen wieder
Titel: MR. WOLF
Autoren: Wilfried und Marie Fort
Grafik/Design: Gaelle Picard
Verlag: Blue Orange Vertrieb: HUCH
Alter: ab 4 Jahren
Spielerzahl: 1 - 4
Spielzeit: 15 Min.
Preis: ca. 30 Euro
Spiel 21/2019